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“Gesundheit ist doch das Wichtigste”

Hamburgs Landungsbrücken mit einem dramatischen Himmel.

So klang es auf einer Geburtstagsfeier, der ich kürzlich beiwohnte, und es klingt immer noch nach. Klingt sogar sehr laut. Klebt im Hirn wie ein schlechter Ohrwurm, den man einfach nicht loswird, so sehr man es auch versucht.

Hintergrund war, dass ein Obdachloser an unseren Tisch trat um die lokale Obdachlosenzeitschrift zu verkaufen. Wir nahmen ihm zwei Zeitschriften ab und er bedankte sich überschwänglich und sprach immer wieder von “Gute Besserung” – was ich als Zeichen dafür sah, dass er Gesundheit und Glück wünschte und fand, dass Gesundheit das Wichtigste war.

Dies wurde dann aufgegriffen und der allgemeine Tenor war dann tatsächlich, dass Gesundheit das wertvollste Gut sei. Gesundheit ist das Wichtigste.

Auf meinem Platz wurde ein kleiner, mit unheilbaren, chronischen Erkrankungen geschlagener Mensch immer kleiner. Ich. Ich wurde traurig, fühlte mich getroffen.

Gesundheit ist das Wichtigste.

Das Wichtigste.

Alles andere zählt dann nur halb? Ich bin nicht gesund. So gar nicht. Meine Diagnoseliste ist so lang, da kann ich Wände mit tapezieren. Darunter tummeln sich Behinderungen und chronische Erkrankungen und tanzen Reigen, stacheln sich teils gegenseitig auf und sehen zu, wie ich dabei mal lachend, mal weinend, mal vor Schreck gelähmt in die Knie gehe.

Gesundheit ist das Wichtigste.

Das Wichtigste.

Ich habe meine Gesundheit nicht willentlich aufs Spiel gesetzt, ich habe mich nicht kümmern können, ich konnte keine Vorsorge treffen. Meine Gesundheit brach schon recht früh zusammen und ich konnte nichts dagegen tun. Mein Körper kämpft halt gegen sich selbst. Das ist nicht gesund, ich bin nicht gesund.

Gesundheit ist das Wichtigste.

Das Wichtigste.

Warum? Weil man nur gesund ein wertvolles, selbständiges Leben führen kann? Oder weil man nur gesund für die Gesellschaft einen wertvollen Beitrag leisten kann?

Gesundheit ist das Wichtigste.

Das Wichtigste.

Das. Wichtigste.

Das Wichtigste im Leben, wollt Ihr wissen, was wirklich das Wichtigste ist? Das Allerallerwichtigste? Das, wofür es sich wirklich lohnt, morgens aufzustehen, zu atmen, zu sein? Das, was das Leben auszeichnet? Ja? Wollt Ihr hören, was für jemanden das Wichtigste ist, wenn er das angeblich Wichtigste verloren hat? Wenn nichts mehr da ist vom Wichtigsten?

Liebe.

Liebe ist das Wichtigste.

Zu lieben ist das Wichtigste.

Die Natur lieben. Bäume lieben, Grashalme, den kleinen Marienkäfer dort auf der Blüte. Mich selbst lieben, einen anderen Menschen lieben, egal welchen Alters. Mein Haustier lieben. Gute Musik lieben, den Wind, der mir über die Wange streichelt, den Regentropfen auf meiner Stirn, die Luft, die ich atme. Den Moment lieben, den ich mit freundlichen Menschen zusammen bin. Die Ruhe lieben, die mich umgibt, und manchmal den Trubel. Farben, Geräusche, Berührungen auf meiner Haut, in meiner Seele lieben. Mein inneres Kind lieben, meine Dämonen lieben, denn sie machen mich auch aus. Gutes Essen, leckere Getränke, Bedürfnisse befriedigen oder befriedigt bekommen, all das lieben. All das mit einem inneren zärtlichen Lächeln erleben, genießen, lieben. Wann immer es geht, so oft es geht.

Liebe.

Liebe ist das Wichtigste.

Zu lieben ist das Wichtigste.

Wenn gar nichts mehr geht, wenn ich gelähmt bin, wenn ich allein bin, wenn ich nicht mehr leben will, weil ich meinen Körper nicht mehr aushalte, dann ist Liebe das Wichtigste. Und diese Liebe kommt aus mir selbst. Diese Liebe kann mir niemand nehmen. Diese Liebe konnte auch meine Ursprungsfamilie nicht brechen.

Liebe. In meinem innersten Kern. In meinem Selbst.

Jeder hat einen unzerstörbaren Kern. Sein Selbst. Und dieses Selbst ist eine unerschöpfliche Quelle voller Liebe.

Liebe.

Liebe. Das ist das Wichtigste.

(Akshaya – das heißt übersetzt Unzerstörbar. Ich trage diesen Namen aus guten Gründen.)

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