Ich hab ja keine Hobbys, deshalb such ich mir welche. Ach nee, ich hab ja viele Hobbys, aber keinen Beruf, weil Rentnerin… Nee, auch ein blöder Einstieg. Moment, ich komm noch mal rein.
Also. Ich hab viele Hobbys und jetzt ist ein neues dazugekommen: Nähen. Ja, ich weiß, machen irgendwie alle (und stricken und häkeln und filzen und basteln und sticken und ähnliches Handarbeitszeug) und ich halt jetzt auch. Allerdings nähe ich keine Klamotten, damit wurde ich früher gequält.
Inhalt
Erste Näherfahrungen
Im Teenageralter, das ist jetzt so dreißig Jahre her (jaha, so alt bin ich^^), sollte ich an der VHS Nähkurse machen. Das machte mir auch Spaß, jedenfalls bis zu dem Punkt, als meine liebe Frau Mama mir immer dabei über die Schulter guckte und ich hasse sowas, das war genau wie mit den Musikinstrumenten, beim Üben beobachtet werden ist kacke.
Jedenfalls nähte ich damals eine knallrote Weste (ich habe sie GELIEBT!), eine dunkelgrüne Hemdbluse mit bunten Knöpfen, einen Jeansrock, einen Jogginganzug (weite Hose und Pulli) und, äh, war da noch mehr? Fällt mir irgendwie nicht ein… und das halt während der beiden Nähkurse genäht. Irgendwann schlug mir meine Mutter vor, ich solle doch ein Petticoat-Kleid nähen, das stünde mir sicher super, und Stoff wurde gekauft und ein Schnittmuster und ich begann und dann kam die Stelle mit den Stäbchen als Stütze und ich hätte das Material selbst kaufen müssen und nun, was soll ich sagen, das Projekt liegt immer noch auf dem Boden bei Muttern, angefangen und nie zu Ende geführt und das war’s dann mit meiner Nähkarriere.
Dinge tun müssen
Damit ich nicht „aus der Übung“ mit der Nähmaschine komme, musste ich dann so Sachen machen wie Gardinen umnähen und so einen Blödsinn, und es machte arg den Eindruck, dass meine Mutter einfach zu faul war, das selbst zu machen. Aber das ist nur eine Vermutung. Immerhin wurde ich währenddessen auch beobachtet, überwacht etc. und das war sehr blöd. Ich saß irgendwann gar nicht mehr an der Maschine, hab mich geweigert, wurde geschimpft (und mehr), aber nee, keine Maschine mehr für mich. Nix mit Nähen, Handarbeiten oder was auch immer.
Unter Zwang Dinge zu tun, die vielleicht auch zu kompliziert oder eben total langweilig sind, ist nun mal völlig blöd.
Umzug nach Hamburg und neuer Versuch
Dann bin ich vor rund zwanzig Jahren nach Hamburg umgezogen und hab meinen damaligen Mann kennengelernt und da war ein Nähmaschinenladen in direkter Nachbarschaft und ich erinnerte mich an meine Weste und so, und eigentlich hätten wir auch einige Gardinen und Vorhänge und so zu nähen und mein Exmann schonk mir da eine Singer.
Hui. Singer. Der Mercedes unter den Nähmaschinen damals. ALTER, ich war stolz. Und kam nur halb mit der Maschine zurecht. Und hatte auch kaum Energie, mich näher damit zu beschäftigen, nähte den einen oder anderen Vorhang um und fertig. Das wars dann, die Singer verstaubte in einer Ecke, wurde erst nach 15 Jahren wieder hervorgeholt, weil ich eine Jeans umnähen wollte und zack, sie ging nicht mehr. Und ich gab auf.
Dann kam das Lieblingsmädel
Dann kam eine von mir sehr geliebte Frau zurück in mein Leben und die schwärmte mir vor, wie toll sie damals meine Nähereien fand und dass sie sich daran erinnerte und deshalb selbst mit Nähen anfing, vor ein paar Jahren, und dass sie für ihr Kind Klamotten näht und sich das selbst beigebracht hat. Sie hat ganz stolz ihre wirklich großartigen Werke vorgezeigt und ich stutzte.
Ich erinnerte mich daran, dass ich damals eigentlich auch ganz gern genäht hab, wäre das Umfeld nicht so doof gewesen. Dieser Zwang halt. Und dieses Schwärmen und stolz sein und dann hat sie noch eine Patchworkdecke gemacht und die Stoffe sind so hübsch und nun, sie pflanzte mir eine Idee ins Hirn. Und diese Idee wuchs. Und wuchs. Und wuchs.
Die große Suche und Linette
Immer mal wieder schaute ich mich nach guten Nähmaschinen um und stieß bei meiner Recherche auf Linette. Linette ist computergesteuert und hat einen Schildkrötenknopf. Und wer mich kennt, weiß, dass ich Schildkröten liebe und sammle und deshalb durfte vor rund 2 Monaten Linette bei mir einziehen.
Mein Herzensmann, der Herr Zehe (manche kennen ihn vielleicht^^), frug mich noch, ob ich mir denn sicher sei, dass ich das wirklich will. Ich male ja schon sehr viel und durch einen Bekannten, dessen Frau auch näht und der gern mal drüber lästert, grinste er ein bisschen drüber, der Herr Zehe.
Ich sagte, nun, wir werden sehen, wie ernst mir das Hobby wirklich ist, wenn es nix ist, dann halt nicht.
Das große Fremdeln
Linette und ich fremdelten erst noch ein wenig. Naja. Wenig. Haha. Ich hab mich sowas von nicht getraut. Ich hab erst mal in aller Ruhe ein paar Stunden davor gesessen und geguckt. Noch nicht angefasst, nur geguckt! Und dann hab ich mich getraut, näher zu gucken. Immer noch nicht anfassen, nur gucken.
Und dann hab ich die einzelnen Knöpfe angestreichelt. Noch nicht gedrückt, nee, nur so kurz angestreichelt, mehr nicht. Man muss ja schließlich das Vorspiel genießen, ne? Der Stecker steckte da natürlich noch nicht. Der kam erst nach dem Anstreicheln.
Dann hab ich die Maschine angestellt und zuckte zurück.
Sie bewegt sich o.O
Sie macht Geräusche o.O
Sie… bewegt… sich… nochmal… o.O
Naja. Das Herumfremdeln dauerte tatsächlich etwas, und dann schnappte ich mir die Anleitung, guckte mir das genauer an, fädelte die Fäden ein und nähte ein Probestück, fädelte nochmal ein, fluchte herum, nähte ein weiteres Probestück und was soll ich sagen.
Nach zwei Monaten fremdeln wir nun nicht mehr. Ich trau mich jetzt auch, mit höherer Geschwindigkeit zu nähen und mein erstes richtiges Nähprojekt war etwas, das ich ohne das neue Nähhobby gar nicht bräuchte: eine 2-1 Tasche und Unterlage für ein kleines Bügeleisen. Wer mich kennt, weiß, dass das äußerst seltsam ist, denn ich hasse Bügeln, ich habe keine bebügelnötigen Klamotten und auch sonst ist Bügeleisen und -brett eher Deko als von Nutzen.
Und dann kamen Projekte wie Hosen für Rüdi (ein riesiges, U-förmiges Seitenschläferkissen), eine Geschenkpapierhalterung, einen Brotkorb (man nennt das Utensilo, hab ich mir sagen lassen) und eine eigene Erfindung namens Kissi (ein Nackenkissen für Seiten- und Rückenschläfer und der Name macht Herrn Zehe so hübsch wahnsinnig :-D ) und einiges mehr.
Ich muss verrückt sein. Es macht Spaß!
Wer ist denn jetzt Linette? Werbung!
Linette ist die W6 N3300 exklusive, sie ist computergesteuert, man kann eine Stickeinheit anbringen (ist noch für die Zukunft geplant) und sie hat 90 Zierstiche und 30 Nutzstiche und voll viel Zubehör und einen Schildkrötenknopf und ich bin verliebt. Hach. Man kriegt nach Registrierung der Maschine bei W6 sogar 10 Jahre Garantie.
Ich hab mir gestern noch ein paar Videos angeschaut und vor allem von der Stickeinheit und ich bin ziemlich… äh, Herr Zehe? Bald is ja Weihnachten, ne? o.O
Update!
Inzwischen habe ich Linette die 1. verkauft, sie wurde umgetauft und rattert jetzt bei einer guten Bekannten weiter. Dafür ist hier Linette die 2. eingezogen, eine W6 N8000 inklusive großer Stickeinheit. Ich bin sogar noch viel dollerer verliebt!
Martina
Wunderbare Erzählung. Auch ich bin nach langer Zeit wieder zum Nähen gekommen.
Mit einer W6 N8000 exkl., ich liebe diese Maschine.
Mache weiter so. Ich liebe deinen Blog, du hast eine wunderbare Erzählweise.
Liebe Grüße
Martina